








Die in Drossenhausen geplante Tank- und Rastanlage
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führt zu unnötiger Flächenversiegelung
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ist Verschwendung von Steuergeldern
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erhöht die Hochwassergefahr bei Starkregenereignissen
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zerstört wertvollen Lebensraum
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ist in der vorliegenden Form nicht EU-rechtskonform
Offener Brief der Bürgerinitiative Pro Natur Lange Berge
Einwände zur geplanten Tank- und Rastanlage „Coburger Land“ bei Drossenhausen
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Coburger Land ist eine Tank-und Rastanlage seit vielen Jahren geplant. Die Rentabilität ist seit Planungsbeginn, der bereits 20 Jahre zurück liegt, in der Diskussion. Es sollen 6 ha Fläche versiegelt werden, ohne dabei die Folgen für Mensch und Natur zu berücksichtigen.
Gerade vor dem Hintergrund der Häufung der Starkregenereignisse, die auch in unserer Region spürbar sind, stellen wir dieses Projekt erneut in Frage und informieren Sie über den geplanten Bau der TRA „Coburger Land“ an der BAB 73 auf Höhe Drossenhausen im Landkreis Coburg. In unseren Augen ist dieses Projekt weder wirtschaftlich, noch ökologisch sinnvoll und schon gar nicht rentabel. Argumente, die gegen das Vorhaben sprechen, möchten wir Ihnen im Folgenden kurz darlegen.
Obwohl man allein zwischen Bamberg und Eisfeld, einer Strecke von 77 Kilometern auf der A73, bereits vier Tankstellen in unmittelbarer Autobahnnähe vorfindet, sprechen Politiker: innen von einer Versorgungslücke zwischen Nürnberg und der Raststätte „Thüringer Wald“. In drei dieser Fälle benötigen Verkehrsteilnehmende weniger als eine Minute, um die Anlagen von der Autobahn aus zu erreichen. Weder besondere geografische Kenntnisse, noch ein ausgeprägter Orientierungssinn sind hierfür erforderlich, da sich die Ziele in Sichtweite befinden. Wenn vor Ort tatsächlich ein so hoher Bedarf an LKW-Parkflächen existiert, wieso zieht man nicht in Erwägung die bereits bestehende, ausbaufähige Anlage nahe des ehemaligen Grenzübergangs Eisfeld/Rottenbach - nur fünfKilometer zur geplanten TRA entfernt - als Autohof auszuschildern? Eine zeitnah umsetzbare, Steuern sparende und deutlich umweltfreundlichere Lösung.
Die Pächter: innen der dortigen, gering frequentierten Tankstelle und des Waldhotels Hubertus würden diese Entwicklung sogar begrüßen. Der Bau der TRA „Coburger Land“ würde im Gegensatz dazu die Betriebe in Eisfeld in die Insolvenz treiben und Kosten von mind. 19 Millionen (Stand 2019) verursachen.
Wir stellen die Notwendigkeit der TRA in Frage, da diese an der Stelle mit der geringsten Verkehrsdichte zwischen Nürnberg und Suhl realisiert werden soll, s. nachfolgende Abbildung: Kurz nach dem Bau der BAB 73 im Jahr 2003 wurden Planungen zum Bau einer TRA bei Drossenhausen aufgenommen. Nach damaligen Prognosen und Verkehrsschätzungen war in ersten Plänen, die im Gemeinderat Meeder vorgestellt wurden, von einem Bedarf einer TRA mit Tankstelle und Rastanlage beidseits der BBA 73 in einer Größenordnung, von 4000 bis 4500 Einwohnerwerten (EW) ausgegangen worden. Eine Größenordnung die schon damals als übertrieben kritisiert wurde. Dennoch erwarb die Autobahndirektion schon zu diesem frühen Zeitpunkt das Gelände bei Drossenhausen für eine solch überdimensionierte Anlage. In den Folgejahren stellte sich diese Bedarfsprognose als vollkommen überzogen heraus, was die fortlaufend schrumpfenden Planungen von zunächst 2500 EW, dann 1500 EW mit nur einseitiger Tankanlage, auf die nunmehr der Gemeinde vorgestellten 750 EW belegen. Auch diese Größenordnung ist noch als übertrieben anzusehen und lässt demzufolge an der Wirtschaftlichkeit der TRA zweifeln. Eigene, differenziertere Beobachtungen haben ergeben, dass die A 73 hauptsächlich als Pendlerautobahn mit regionalem Erschließungscharakter zu sehen ist. Bei der sehr gering ausgelasteten Autobahn findet der Hauptverkehr werktags in den Stunden zwischen 6.00 – 8.00 Uhr morgens und dann wieder nachmittags zwischen 16.00 Uhr und 19.00 Uhr statt. Macht man sich nun noch die Mühe die Kennzeichen der vorbeifahrenden Fahrzeuge auszuwerten, erkennt man, dass etwa 80 % aus dem Bereich zwischen Suhl und Erlangen stammen, also Pendler, die keine potentiellen Kunden einer TRA darstellen.
Die Rastanlagen „Mellrichstadter Höhe“ und „Thüringer Wald“ auf der BAB 71, in Bereichen mit vergleichbarer Verkehrsdichte, werden mit einem jährlichen Minus von mehr als 100.000 € betrieben. Ausgeglichen wird dieses immense Defizit durch die Betreibergesellschaft „Tank & Rast“, mit bundesweit über 400 von insgesamt circa 430 Raststätten. Im Vergleich können ähnlich hohe Defizite für die Raststätte „Coburger Land“ erwartet werden.
Ein weiteres zentrales Thema unserer Zeit sind die rückläufigen Bevölkerungszahlen im ländlichen Raum. Es werden auf politischer Ebene verschiedenste Dinge unternommen, um hier gegenzusteuern. Ob der Neubau einer TRA nur 450 Meter vor einem Dorf der richtige Schritt ist, darf stark bezweifelt werden. Viele von uns sind selbst hier in Drossenhausen/Einzelberg oder auf anderen Dörfern in der Region aufgewachsen und haben unsere Kindheit unter anderem in unberührter Natur genießen können. Ob das unseren Kindern (ca. 20% Kinder in Drossenhausen), mit einer TRA vor der Nase auch ermöglicht wird, ist ihnen und uns nur zu wünschen. Mit Landleben in gesundheits- und entwicklungsfördernder Umgebung, wie wir es kannten, hat das in unseren Augen auf jeden Fall nicht mehr viel zu tun! Die TRA ist eine nicht vertretbare Zumutung für alle Bewohner: innen des kleinen Dorfes, deren Leben schon heute durch den Verkehrslärm in erheblichem Maße beeinträchtigt wird. Für die Drossenhäuser, sowie die Tiere in Wald und Flur, stellt die Lichtverschmutzung durch den geplanten Bau der TRA ein großes Problem dar.
Die künftig nicht unerhebliche Oberflächenversiegelung und prognostizierten Starkregen-ereignisse, werden dazu führen, dass stark verschmutztes Oberflächenwasser ins Grundwasser gelangt und natürliche Lebensräume zerstört werden. Darauf weist auch die beiliegende Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft „Lebendige Itz“ hin.
Eine bewusste Entscheidung für die TRA und somit absehbare Steuerverschwendung, sowie sinnlose Betonflut, entbehrt somit jeglicher Vernunft. Das Planfeststellungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Bürger: innen und die Gemeinde Meeder haben Einwände eingereicht. Ein Erörterungstermin wurde Corona bedingt von der Regierung von Oberfranken nicht ermöglicht. Die Rückmeldungen geben keine Hinweise auf ein Umdenken. Es steht zu befürchten, dass die TRA mit Bundesmitteln gegen alle ökonomische und ökologische Vernunft gebaut werden wird. Sollte sich der Betrieb einer Raststätte nicht rentieren, wird sie wieder geschlossen werden. Diese Aussage wurde von Verantwortlichen der Tank- und Rast-Gesellschaft so getroffen.
Wir bitten Sie, unser Anliegen in Ihre Gremien zu bringen und unsere Interessen zu vertreten. Wir freuen uns über Ihre Fragen und über eine positive Rückmeldung. Mit freundlichen Grüßen aus unserem schönen Drossenhausen